Emmi und Leo, was für ein Theater!

1 Apr

Hui. Da kommt spontan ein Blogbeitrag daher. Eigentlich wollte ich schon längst im Bett liegen, schließlich ist morgen wieder Montag.

Vielleicht liegt es jedoch an Herrn Glattauers Hirnschmalz dass ich wieder einmal des nächtens hier sitze. Bereits vor gut 2 Jahren hielten mich seine Bücher nachts wach. Erst durch „Gut gegen Nordwind“ gerast und keine 2 Tage später in „Alle sieben Wellen“ abgetaucht. Schon damals war ich während und nach der Lesezeit, ja, doch, verstört, emotional aufgewühlt, verträumt, hoffnungsvoll, hoffnungslos und zittrig.

Und nun so etwas. Beide Bücher wurden mittlerweile (sprich: 2009, respektive 2010) im Theater inszeniert, separat, nicht in einem Stück. Die Urinszenierungen (ja, mittlerweile geht das Stück bereits in neuer Besetzung durch die Lande) wurden mitgeschnitten und auf DVD veröffentlicht. Hip Hip Hurra, so kommen wir nun zum Punkt des Eintrags: Diese DVDs habe ich mehr oder minder heute non-stop gespielt. Gerade „Alle sieben Wellen“ habe ich heute 4 Mal gesehen, was aber gar nicht gegen „Gut gegen Nordwind“ spricht.

Habt ihr von diesen Büchern gehört? Falls nicht: Es geht um Emmi, welche beim Kündigen eines Abos, aus Versehen durch einen Tippfehler, Leo anschreibt. Anonym und unverbindlich entsteht eine Mail-Freundschaft. Doch nach etlichen Monaten und dem Austausch von sehr privaten Geschichten und Emotionen, entwickelt sich mehr. Mehr Gefühl, mehr Erwartungen, mehr Sehnsüchte… vor allem nach einer realen Welt für Emmi und Leo.

Glattauer überzeugt vor allem durch die rein aus E-Mails inszenierte Geschichte. Wir erfahren nichts im üblichen Erzählerstil aus dem „Off“, immer nur Emmi und Leo kommen persönlich zu Wort.

Ich habe jedenfalls bereits vor Längerem erfahren, dass die Bücher im Theater angekommen sind. Und vielleicht ist es auch gut, dass ich mich mit den Büchern 2 Jahre nicht beschäftigt habe, sonst hätte mich diese filmische Umsetzung sicherlich kaum berührt.

Gott, bin ich ein Weichei. Mich berührt sowieso fast alles, nur meist nicht das vorhersehbare. Stellt euch drauf ein!

Filme, die wie ein Kammerspiel daher kommen, haben in meinen Augen ein hohes Ansehen (Die 12 Geschworenen, Wer hat Angst vor Virginia Woolf, The Interview, Before Sunrise, Before Sunset), durch diesen enormen fortwährenden Fokus fast ausschließlich auf die Gesichter der Schauspieler. Das ist mal ne Leistung! (Da kann Edward lange in der Sonne glitzern, emotional jedoch persönlich ne Nullnummer…. )

Geglänzt haben in beiden Kammerspiel-Aufzeichnungen die beiden (einzigen) Protagonisten. Ruth Brauer-Kvam als entzückend toughe Emmi und Alexander Pschill als aufgewühlter, um Distanz bemühter Leo. Die beiden sind für mich eine schauspielerische Offenbarung. Und zeigt mir wie so oft, wie gute Schauspieler im Fernsehen und in Durchschnittsfilmen verkümmern, abstumpfen und unter dem Radar fliegen. Sehr traurig! Es ist einfach nur grandios wie beide Künstler zwischen Scherz und Tränen live auf der Bühne wechseln können. Natürlich ist auch Schauspielerei ’nur‘ ein Beruf, gelernt also, aber es gibt ja auch feine Unterschiede zwischen einem Koch bei McDonald’s und einem im Bayrischen Hof. Einen Großteil des Charmes macht sicherlich auch der österreichische Dialekt von beiden aus. Sicher, beide sprechen Hochdeutsch, jedoch mit noch ausreichend Akzent, welchen ich einfach nur liebe.

Die Spitzenköche Ruth Brauer-Kvam und Alexander Pschill gehören beide definitiv in den Bayrischen Hof.  Wer also die Möglichkeit hat oder einmal unbeholfen nach einem neuem Filmerlebnis sucht, dem empfehle ich „Gut gegen Nordwind“ sowie anschließend „Alle sieben Wellen“ zu genießen.

Gute Nacht, z’sam!

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